Interview zum Thema „Waldbaden“
Vor ein paar Tagen hat mich Matthias Knust vom Wanderkurier zum Thema „Waldbaden – was ist das?“ interviewt. Es war ein sehr angenehmes Gespräch inmitten von Oldenburgs Fußgängerzone.
In Japan und Südkorea ist Waldbaden Teil der Gesundheitsfürsorge
1982 prägte das japanische Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Fischerei den Begriff Shinrin-Yoku. Er beschreibt den Kontakt mit und unter der Atmosphäre des Waldes. Auf deutsch kann man es als „Baden in der Atmosphäre des Waldes“ oder kurz als „Waldbaden“ übersetzen.
Inzwischen ist Shinrin Yoku in Japan und Südkorea zu einem festen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge geworden, ja hat sich sogar zur so genannten Wald-Therapie entwickelt.
Ein Aufenthalt im Wald
- senkt den Blutdruck
- reguliert den Puls (genauer: die Herzfrequenzvariabilität)
- reduziert Stresshormone (insb. Cortisol)
- stärkt das Immunsystem durch Einatmen der ätherischen Öle, die die Bäume in die Luft abgeben
Unser Körper produziert aufgrund der in der Waldluft enthaltenen Terpene in verstärktem Maße die so genannte Killerzellen, die auch gegen Tumorzellen wirken.
Ein Waldbad wirkt auch auf die Psyche
Studien haben ferner ergeben, dass sich durch den Aufenthalt im Wald Angstzustände, Depressionen und Wut verringern, die Vitalität steigt.
Genauso wie Menschen und Tiere kommunizieren auch Pflanzen untereinander und sogar mit Tieren und Menschen. Aber anders als Tiere und Menschen verwenden sie dazu keine Laute, sondern vor allem chemische Botenstoffe in Form von Duftstoffen. Es sind über 8.000 Terpene und über 30.000 der nahe verwandten Terpenoide bekannt.
Einige dieser Terpene kommunizieren nun auch mit unserem Immunsystem und sind für die immunsteigernde Wirkung der Waldluft verantwortlich (z.B.: alpha-Pinen, beta-Pinen, d-Limonen und 1,8-Cineol).
Messungen des Stresshormons Cortisols im Blut haben den wohltuenden Effekt auf die menschliche Seele von bestimmten Landschaften wie Savanne und Wald belegt.
Wie „badet“ man im Wald?
Um die Heilkräfte des Waldes optimal zu nutzen wird in Japan empfohlen:
- ein Aufenthalt im Wald von etwa 2 Stunden und das Zurücklegen einer Strecke von etwa 2,5 km
- man geht / wandert ohne Anstrengung und macht Pause, wenn man müde wird
- auch sollte man sich einen Platz suchen, der einem angenehm ist und an dem man sich sicher fühlt um dort zu lesen, meditieren oder einfach zu entspannen
- für einen nachhaltig positiven Effekt auf das Immunsystem sollte man jeden Monat für 2-3 Tage im Wald oder einem sehr waldreichen Gebiet verbringen. 4 Stunden täglich sollte man sich dann im Wald aufhalten.
Wichtig: Die Konzentration der Terpene ist im Sommer am höchsten. Sie steigt im April und Mai stark an und erreicht ihr Maximum in den Monaten Juni und August. Mitten im Wald und in der Nähe des Bodens ist sie höher als am Waldrand oder oben in den Wipfeln. Bei feuchtem Wetter, nach Regen und bei Nebel befinden sich außerdem ebenfalls besonders viele Terpene in der Waldluft.
Das Waldbaden lässt durch Übungen und Atemübungen aus dem Yoga oder dem Qi Gong ergänzen. Diese Übungen unterstützen die Aufnahme der wirksamen Stoffe des Waldes. Eine tiefe Entspannung lässt sich durch Achtsamkeitsübungen und Meditationen erzielen.
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